Verkehrsverein Bauma
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Der Eisenbahnpionier Adolf Guyer-Zeller liess für seine Fabrikarbeiter sieben Wege rund um Bauma anlegen. die 50- bis 15-minütigen Wanderungen lassen den strengen Alltag von damals nur erahnen.
Die Wege führen über Brücken, Treppen, durch tiefe Tobel und auf waldige Gipfel. Mit rund 50 Minuten bis drei Stunden sind die Routen sehr vielfältig und es findet sich für jeden Wanderer den passenden Weg.
Adolf Guyer-Zeller
Adolf Guyer kam am 1. Mai 1839 in Neuthal in der Gemeinde Bäretswil zur Welt. Sein Vater betrieb hier, in diesem abgelegenen Seitental des Tösstals, eine der ältesten Baumwollspinnereien der Schweiz. Nach dem Volksschulbesuch in Bauma ging Adolf Guyer in die Industrieschule nach Zürich, studierte am Eidgenössischen Polytechnikum und später an der Genfer Akademie.
In den Jahren 1859 – 1863 reiste er zu seiner Ausbildung überall in der Welt umher und lehrte dabei wohl die harten Sitten und Gebräuche eines welterfahrenen Geschäftsmannes kennen.
Nach der Heirat mit der Stadtzürcherin Anna Wilhelmine Zeller – seinen Namen fügte er, gemäss einer damals üblichen Sitte, den Namen seiner Frau bei – siedelte er 1869 in die Kantonshauptstadt über. In Zürich gründete er am Zeltweg ein Textil-Exportgeschäft. Nach dem Tode seins Vaters im Jahre 1879 leitet er auch den Betrieb in Neuthal von Zürich aus.
Der Finanzmann
Energie und Willenskraft, ein Tatendrang, der sich manchmal bis zur Rücksichtslosigkeit steigern konnte, liessen Adolf Guyer-Zeller zu einer schweizerischen Finanzgrösse ersten Ranges werden. Dazu hat allerdings auch der Umstand beigetragen, dass ihm Glücksgüter bereits in die Wiege gelegt worden sind.
Das Geschehen im Leben von Guyer-Zeller darf nicht unter dem Gesichtswinkle von heute betrachtet werden, wir müssen uns vielmehr in die Zeit des Eisenbahnfiebers des 19. Jahrhunderts versetzen; da schossen Eisenbahnen wie Pilze aus dem Boden. Die Eidgenossenschaft verzichtete auf eigenen Eisenbahnbau und liess Privatinitiative freie Entwicklung. Jedes Bahnunternehmen suchte die Konkurrenz durch den Bau neuer Bahnlinien auszuschalten, und die politischen Verhältnisse schufen zusätzliche Unruhe und Verwirrung im Land.
In diese Zeit fällt das Wirken von Guyer-Zeller, der seine Finanzoperationen in eigenartiger Weis3e auszuwerten verstand. Sein Hauptziel war die Kapitalanhäufung nach amerikanischen Begriffen.
Seine Wanderwege
Wenn Guyer-Zeller auch meist in Zürich wohnte, so verbrachte er doch die Sommermonate häufig im Zürcher Oberland. In seinen spärlichen Ruhepausen konnte man ihm im Tössbergland begegnen, in dessen Wäldern er stundenlang wanderte.
Für seine Spinnereiarbeiter liess er in einem romantischen Gebiet Wanderwege anlegen, die über Brüchen und Treppen durch tiefe Tobel und auf die waldigen Gipfel innerhalb der Gemeinden Bauma und Bäretswil führen. Er tat dies nciht nur, um ihnen bessere Möglichkeiten für die Freizeitgestaltung zu bieten, sondern auch, um die Arbeiter in flauen Zeiten beschäftigen zu können.
Zu einem wahren Volksfest gestaltete sich die Eröffnung des ersten Weges am Sonntag, den 31. Juli 1892. Das Inserat im «Freisinnigen» lud «die Herren Waldbesitzer, durch deren Gebiet das neue Verkehrsmittel führt, sowie alle Freunde und Freundinnen von Naturschönheiten und körperlicher Bewegung» freundlich zur Einweihung ein. Die Musikgesellschaft Bauma umrahmte den Anlass; dem gemeinsamen Aufstieg auf die Hohenegg folgte ein Waldfest, und am Abend wurde der fröhliche Anlass mit Feuerwerk und Tanz abgeschlossen.
Guyer-Zeller hat mit den nach ihm benannten Wegen eine Pionierleistung erbracht. Wie in seinem wirtschaftlichen Streben, so kannte er auch beim Wanderwegbau keine Hindernisse. So ging er bei der Landnahme für die Wanderrouten recht eigensinnig vor. Er verhandelte nicht lange mit den Bauern, sondern drückte ihnen einfach eine kleine Abfindung in die Hand und legte die Wege genau dort an, wo er es sich vorgestellt hatte, ohne Rücksicht auf die Geländebeschaffenheit.
Schon kurze Zeit nach seinem Tode zeigte es sich, dass Adolf Guyer-Zeller keinen einzigen Rappen seines Riesenvermögens für den weiteren Unterhalt seiner Weganlagen hinterlassen hatte; auch die Erben distanzierten sich von der Übernahme der Folgekosten.
Zur Übernahme dieses kostspieligen «Erbes» und seines Unterhaltes – Spazierwege nannte Adolf Guyer-Zeller seine Wege – fühlte sich niemand verpflichtet. Schliesslich war es der Verkehrsverein Bauma, der die äusserst attraktiven, jedoch viel Unterhalt erfordernden Wanderwege des Herrn Adolf Guyer-Zeller nach seinem Tode im Jahre 1899 treuhänderisch betreute. Später haben sich die umliegenden Verkehrsvereine Bäretswil, Hittnau, Pfäffikon ZH und Wila auf ihren Gemeindegebieten an der Instandhaltung beteiligt. Für besonders umfangreiche Reparaturen haben sich, Gott sein Dank, immer wieder weitere Geldspender finden lassen. Dank dieser vielen Helfer haben die Guyer-Zeller-Wanderwege erhalten werden können.
01 Chämmerliweg
02 Hoheneggweg
03 Siliseggweg
04 Stoffelweg
05 Känzeliweg
06 Chringelbachweg
07 Luppmentobelweg