Gummistiefel-Erlebnis für das Hörnli-Bergland - Standortförderung Zürioberland

Gummistiefel-Erlebnis für das Hörnli-Bergland

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Der vollständige Artikel ist im Zürioberland Magazin vom 25. Oktober 2024 erschienen.

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Landschaften interessieren sich nicht für politische Grenzen. So auch nicht das Hörnli-Bergland, das sich über das Dreikantonseck Thurgau, St. Gallen und Zürich erstreckt. Die Standortförderung Zürioberland (SZO) engagiert sich in einem interkantonalen Projekt, um diesen Lebensraum grenzübergreifend weiterzuentwickeln. Dies schafft einen Mehrwert für die Gäste und die lokale Bevölkerung – zum Beispiel mit einem «Gummistiefel-Erlebnis».

Die Region um Tösstal, Hinterthurgau und Untertoggenburg ist ein beliebtes Naherholungsgebiet für Menschen aus dem urbanen Grossraum Zürich, Winterthur und St. Gallen. Vor allem an sonnigen Wochenenden und bei Hochnebel erkunden viele Tagesgäste die ländliche und ruhige Gegend – Natur pur gleich um die Ecke sozusagen. Obwohl der Tourismus in der Region nicht der wichtigste Wirtschaftszweig ist, bietet er dennoch zahlreiche Entwicklungsmöglichkeiten. Dies vor allem, wenn Freizeitangebote über die Kantonsgrenzen hinweg koordiniert werden, im Sinne von «sanftem» Tourismus. Die drei Tourismusorganisationen aus dem Thurgau, dem Toggenburg und dem Zürcher Oberland haben das erkannt und sich für die Weiterentwicklung der Region Hörnli-Bergland zusammengeschlossen. Diese findet auf mehreren Ebenen statt: Sie schafft neue Erlebnisse für Gäste, untersucht die Mobilität, ergreift lenkende Massnahmen und fördert die Zusammenarbeit der touristischen Betriebe über die Kantonsgrenzen hinaus.

Spielerische Regenwetterstationen
«Natur- und kulturnaher Tourismus verzeichnet ein Wachstum. Das Hörnli-Bergland ist ein attraktives Naherholungsgebiet – bisher vor allem bei schönem Wetter», erklärt Mirjam Wüthrich, Leiterin Geschäftsfeld Tourismus bei der SZO. «Hier setzen wir unter anderem an: Wir wollen ein ‹Gummistiefel-Erlebnis› schaffen, ein attraktives Angebot mit mehreren Stationen, das Publikum explizit bei Regenwetter anspricht», erklärt sie. «Dieses Angebot soll auch für die lokale Bevölkerung spannend sein und den Lebensraum aufwerten. Wir erarbeiten deshalb familienfreundliche Attraktionen, die immer wieder Spass machen und sich für regelmässige Besuche eignen», so Wüthrich. «Momentan entwickeln wir Ideen für die Stationen, die alle das Element Regenwasser spielerisch und teils auch überraschend integrieren – faszinierend für Gross und Klein.»

Gelenkter Verkehr für mehr Lebensqualität
Ein weiterer Vorteil eines solchen Regenwetterangebotes ist, dass durch die geschickte Platzierung der Stationen die Verkehrs- und Gästeströme besser gelenkt und umverteilt werden können, dies sowohl örtlich als auch zeitlich. Dies hat einen doppelten Mehrwert: für den Tourismus, aber auch für die Lebensqualität der lokalen Bevölkerung. «Die Region Hörnli-Bergland touristisch weiterzuentwickeln und damit auch Wertschöpfung zu erzielen, funktioniert nur, wenn die Einwohner:innen das Projekt mittragen, davon profitieren und sich damit identifizieren. Deshalb sehen wir neben Besucher:innen auch Einheimische explizit als Zielgruppe», so Mirjam Wüthrich. Die Verkehrsflüsse werden im Rahmen des Projektes ganzheitlich überprüft, um allfällig fehlende Mobilität zu ergänzen. Sei es zum Beispiel durch neue Shuttle-Verbindungen oder durch das Schaffen gezielter Anreize für die autofreie Anreise.

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Kloster Fischingen: Begegnungsort und Drehscheibe der Region.

Naturerlebniszentrum im Kloster Fischingen
Ein weiteres wichtiges Teilprojekt ist das Naturerlebniszentrum im Kloster Fischingen. Letzteres ist bereits Begegnungsort und Drehscheibe der Region. Die schon lange bestehende, grenzübergreifende Zusammenarbeit der SZO mit dem Team der historischen Anlage wird dadurch weiter intensiviert. «Das Kloster ist auch Seminarhotel und bietet ideale, grosszügige Räumlichkeiten. Es ist mit Auto oder ÖV gut zu erreichen, liegt aber dennoch in einem eher verkehrsarmen Gebiet», erklärt Adrian Braunwalder, Vertreter von Thurgau Tourismus im Projektteam. «Der Kanton unterstützt die Weiterentwicklung. Das Kloster ist schon jetzt einer der grössten Arbeitgeber im Hinterthurgau und zudem das Tor zum attraktivsten Wandergebiet in unserem Kanton.»

Gebiet von nationaler Bedeutung
Das Entwicklungsprojekt begann 2023, die Massnahmen werden bis 2026 umgesetzt. Nicht nur die Kantone unterstützen es finanziell, sondern auch der Bund. Neben Mirjam Wüthrich von der Standortförderung Zürioberland sowie Adrian Braunwalder und Sabrina Stengele von Thurgau Tourismus sind auch Christian Gressbach und Christine Holzner von Toggenburg Tourismus und Professor Stefan Forster und Yvonne Pirchl-Zaugg vom Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen der ZHAW im Projektteam dabei. Forster hat als Experte schon Dutzende nachhaltige Tourismusentwicklungsprojekte begleitet und sieht im Hörnli-Bergland viel Potenzial: «Es ist ein hochspannender Natur- und Kulturraum mit grosser Biodiversität, welcher auch im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler als Gebiet von nationaler Bedeutung eingetragen ist. Eine grosse Chance», findet er. «Die Beteiligten haben zwei enorm wichtige Dinge erkannt: Erstens, dass sie das Gebiet nur grenzübergreifend touristisch erfolgreich entwickeln können, und zweitens, dass sie die lokale Bevölkerung miteinbeziehen müssen. Beides gelingt bis jetzt hervorragend.»

Hörnli-Bergland
Das Hörnli-Bergland ist eine hügelige, waldreiche Region, welche die drei Kantone Zürich, Thurgau und St. Gallen verbindet. Die sehr naturnahe, eher dünn besiedelte Gegend mit grosser Biodiversität erstreckt sich vom Tösstal im Zürcher Oberland über den Hinterthurgau bis ins Untertoggenburg. Markante Erhebungen sind das Schnebelhorn und der Tössstock im Süden, das Hörnli im mittleren Bereich sowie der Schauenberg im Norden. Der grenzübergreifende Natur- und Kulturraum Hörnli-Bergland ist auch im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler als Gebiet von nationaler Bedeutung eingetragen.