Dieser Artikel ist auch im Zürioberland Magazin vom 25. Oktober 2024 erschienen.
Jetzt kostenlos abonnierenDas Zürcher Oberland liegt im Herzen der renommierten Schweizer Hochschullandschaft. Im Dreieck zwischen Zürich, Winterthur und Rapperswil liegen einige der wichtigsten Bildungsstätten der Schweiz sowie die Forschungsanstalten der ETH Zürich. Die Nähe zu Forschung und Innovation ist entscheidend für die Standortattraktivität.
Namhafte Bildungs- und Wissenschaftsinstitutionen sowie der Innovationspark Zürich liegen vor den Toren des Zürcher Oberlandes: Zusätzlich bieten im Zürcher Oberland selbst diverse Stätten Aus- und Weiterbildung auf höchstem Standard. Die duale Berufsbildung hat hier einen besonders hohen Stellenwert. Verschiedene Berufsfachschulen, welche deren Fundament bilden, haben hier ihren Sitz.
Innovation als Wohlstandstreiber
Die Nähe zu einem Forschungsstandort bietet zahlreiche Vorteile: Der Zugang zu modernster Infrastruktur und Technologien fördert die Innovationskraft und Effizienz. Durch die Nähe zu führenden Wissenschaftlerinnen und Experten ergeben sich wertvolle Kooperationsmöglichkeiten. Unternehmen können so leichter an Forschungsprojekten teilnehmen und dadurch ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern.
In einem solchen innovativen Ökosystem spielen Wissensaustausch und Zusammenarbeit eine zentrale Rolle, um neue Ideen zu entwickeln und marktfähige Produkte zu schaffen. Die Akteur:innen teilen Ressourcen, Informationen und Infrastrukturen, um Innovationen effizienter zu gestalten. Dieses Zusammenspiel begünstigt die Entstehung von Start-ups und unterstützt etablierte Unternehmen bei der Anpassung an neue Marktbedingungen. Zudem ziehen Forschungsstandorte Fachkräfte und Talente an, was die Personalgewinnung erleichtert. Letztendlich profitieren die Unternehmen und die Einwohner:innen gleichermassen – denn Innovationen sind Wohlstandstreiber.
Kompetenzzentrum gegen Fachkräftemangel
Die SMC Schweiz AG mit Hauptsitz in Weisslingen ist seit über 40 Jahren erfolgreich auf dem Schweizer Markt im Bereich Pneumatik und industrielle Automation tätig. Im Frühjahr 2023 hat das Institut für Mechatronische Systeme der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) auf dem Firmengelände von SMC Schweiz AG Laborräumlichkeiten eingerichtet: Entstanden ist ein gemeinsames Kompetenzzentrum für Automation und Digitalisierung.
Automatisierung und Digitalisierung haben in der Industrie in den letzten Jahren stark zugenommen. Diese Change-Prozesse verlangen von den Arbeitnehmenden Flexibilität und die Bereitschaft, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Die Unternehmen ihrerseits sind auf neues interdisziplinäres Wissen angewiesen. Wissen, das firmenintern nur bedingt erarbeitet werden kann. «Die Kooperation mit der ZHAW ist deshalb eine Win-win-Situation», hält Alessandro Grizzetti, Manager Business Development bei SMC Schweiz AG, fest. Die Zusammenarbeit brachte die benötigten Fachkräfte nach Weisslingen. «Einigen Doktorierenden und Masterstudierenden konnten wir bereits Anschlusslösungen anbieten.» Die jungen Fachleute werden direkt in der Praxis ausgebildet.
Bei der Umsetzung von Digitalisierungsprojekten setzt die SMC Schweiz AG auf die Partnerschaft mit der ZHAW. Foto: © SMC Schweiz AG
Wirtschaft trifft Wissenschaft
Zwischenzeitlich arbeiten die beiden Organisationen an mehreren gemeinsamen Projekten. Darunter sind auch Innosuisse-Projekte. Innosuisse finanziert wissenschaftsbasierte Innovationsprojekte mit, welche die Industrie zusammen mit einem Forschungspartner durchführt.
SMC als internationaler Konzern mit Hauptsitz in Japan bereitet sich auf die Einführung des Digital Product Passports (DPP) durch die Europäische Union (EU) vor: Jedes Produkt, das in die EU eingeführt wird, braucht ab 2027 einen DPP. Dieser ist zentraler Bestandteil des europäischen Green Deals, der die Kreislaufwirtschaft und Umweltfreundlichkeit fördern soll. Das heisst, alle Produkte benötigen einen sogenannten digitalen Zwilling, auf dem Herstellungsdaten sowie Informationen zum gesamten Produktlebenszyklus gespeichert sind: Haltbarkeit, Wiederverwendbarkeit, Nachrüstbarkeit und Reparierbarkeit, Limiten an sogenannten besorgniserregenden Stoffen, Ressourceneffizienz, Rezyklatanteil, aber auch Informationsanforderungen wie Ausweisung des CO2-Fussabdruckes bzw. Umweltfussabdruckes. Die Entwicklung des digitalen Zwillings für die riesige SMC-Produktpalette kann SMC nur mit Hilfe der ZHAW erfolgreich umsetzen. Für das dynamische Digitalisierungsteam des Instituts für Mechatronische Systeme wiederum ist die Mitarbeit eine willkommene Herausforderung.
Im Kanton Zürich fallen die KMU bei den Innovationskooperationen hinter die internationalen Vergleichsgruppen zurück (Amt für Wirtschaft des Kantons Zürich (2024): «Die Standortattraktivität des Kantons Zürich im Vergleich»). Wie kann Abhilfe geschaffen werden? Alessandro Grizzetti wünscht sich mehr Vernetzung zwischen den Unternehmen und der Verwaltung. Die Standortförderung Zürioberland leistet hier einen wichtigen Beitrag, indem sie Wirtschaft, Politik und Wissenschaft zusammenbringt.
Digital Twin von einer Simulationsanlage in den ZHAW-Laboren bei SMC in Weisslingen. Foto: © SMC Schweiz AG SMC Schweiz AG
Ein weiteres Kooperationsprojekt zwischen Wirtschaft und Wissenschaft ist das KREIS-Haus – ein gemeinsames Projekt der Forschungsgruppe Ökotechnologie an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften und vom Verein Synergy Village, dem Standort und Betreiber des KREIS-Hauses.
Lernen Sie das KREIS-Haus kennen: YouTube
Foto: © Devi Bühler