Poleposition für den unternehmerischen Vorsprung

Am Unternehmer:innengespräch vom 26. Oktober 2023 in Hinwil trafen Gegensätze und Generationen aufeinander. Und zwei Tiktok-Helden zeigten vor, wie Kommunikation geht.

Hinwil ist das Zentrum der Welt – zumindest, wenn es nach Schweizer Automobilsport-Fans geht. Hier hat Peter Sauber 1970 im Alter von 26 Jahren seinen ersten Rennwagen gebaut, hier schrieb er eine der schönsten Sportgeschichten des Landes. Hier arbeiten heute 550 Fachleute in einem der faszinierendsten Hightech-Betriebe der Schweiz – und spätestens bis in drei Jahren sollen es nochmals 250 bis 350 mehr sein.

 

Hinwil – der perfekte Standort für Sauber

Axel Kruse, der COO von Sauber Technologies, erklärt den 180 Zuhörerinnen und Zuhörern im Eventbereich der riesigen Halle den Zustand seines Arbeitgebers: «Wir befinden uns in der hochspannenden Transformationsphase vom Privatteam zum Werksteam. Und am Schluss davon wollen wir Rennen gewinnen – und letztlich die Weltmeisterschaft.»

Mit anderen Worten: 2026 wird der Rennstall erstmals unter dem Label Audi an die Startlinie rollen. Aber der Spirit von Hinwil soll bleiben. Kruse sagt: «Es gibt viele Formel-1-Teams in England, es gibt zwei Teams in Italien – und ein Team in der Schweiz. Und nur eines macht es richtig.»

 

Millennials sind nicht faul

Nicht nur die Nutzung selbst, sondern auch die Nutzungszeiten unterscheiden sich gemäss Katja Rost markant von der Vorgänger-Generation X (Jahrgänge 1965 – 1980). «Sie kommunizieren anders und machen viel stärker ‘digital detox’, sind also zu bestimmten Zeiten nicht erreichbar», erklärt Rost. Sie seien dadurch aber nicht etwa unmotiviert, sondern hätten nur ein anderes Verhältnis dazu und würden ihre Privatsphäre zudem stärker schützen.

 

«Die Jungen erreiche ich auf Tiktok, die Alten auf SRF»

Timon Sommer, 18-jähriger Social-Media-Star, der als «Timitime» bei der Generation Z berühmter ist als Elvis Presley und Franz Beckenbauer zusammen, nimmt Moderator und Ex-Fernsehmann Stefan Bürer schnell alle Illusionen: «Die Jungen erreiche ich auf Tiktok, die Mittelalterlichen auf Instagram – und die Alten auf SRF. Seit ich 16 bin, verdiene ich das Geld auf den sozialen Medien.» Eine Ausbildung habe er nicht – dafür doppelt so viele Follower wie der Gesamtbundesrat.

Sein Branchenkollege Zeki Bulgurcu gehört mit 34 Jahren zwar fast schon zu den Gruftis, doch mit seinem Instagram-Kanal «Swissmeme» mischt er die Szene permanent auf und besitzt eine Reichweite (3 Millionen Follower), die mehr Menschen umfasst als alle Fernsehstationen der Schweiz zusammen. Sein Secondo-Slang ist zwar nicht immer ganz leicht zu verstehen, die Kernbotschaft kommt aber an: Sag, was du denkst – und das auf allen Kanälen.

 

Bruttowertschöpfung des Sports 11,4 Milliarden Franken

Ebenfalls mit grossen Zahlen argumentierte Oliver Hoff aus der Geschäftsleitung Wirtschaft der EBP Schweiz AG, einem international tätigen Unternehmen aus den Bereichen Beratung, Planung und Kommunikation. Er beleuchtet die Rolle des Sports als Wirtschaftsfaktor in der Schweiz. Seine Message: «Die Bruttowertschöpfung des Sports in der Schweiz beträgt jährlich 11,4 Milliarden Franken – das sind 1,7 des Bruttoinlandprodukts; insgesamt sind 9799 Vollzeit-Arbeitsarbeitsplätze in der Schweiz mit dem Sport verbunden.»

 

Kundendaten sind alles

Andrea Schocher, Professor an der Fachhochschule Graubünden mit Spezialgebebiet Vermarktung und Sportmanagement, bringt allein mit seinem sonoren Dialekt an diesem regnerischen Abend etwas Feriengefühle in den Saal. Er raubt potenziellen Sport-Sponsoren die Illusion, dass allein die Präsenz auf einer Werbebande in den Stadien die erhoffte Wirkung erziele: «Wer kann sich in der allgemeinen Logo-Flut schon ein einzelnes Produkt merken?» Dabei vergleicht er das Formel-1-Team Sauber mit dem FC Mönchaltorf – was bei einem anwesenden Klubmitglied für hörbare Freude sorgte. Und er kommt zum Schluss: Letztlich sei es für einen Sponsor egal, wo er sich engagiere – er müsse neue Wege finden, um auf sich aufmerksam zu machen. Und je länger je mehr gebe es einen Währung, die praktisch täglich an Wert gewinne: Kundendaten und Kontaktmöglichkeiten zu potenziellen Ansprechpartnern.

Das Publikum lauschte gebannt und meldete sich immer wieder mit Fragen zu Wort. Samuel Maurer, Geschäftsleiter der lifetime health GmbH in Wetzikon, thematisierte die Bedeutung der Betriebskultur und einer gesunden Atmosphäre am Arbeitsplatz. Seine Quintessenz: «Jeder Franken, den man in diesen Bereich investiert, kommt dreifach zurück.»

 

Stellenbewerbung per Video

Schliesslich erhielt Jonny Billeter, Co-Founder der Job-Suche-App Jobshot mit Ursprung in Zürcher Oberland, das Wort. Er gilt als Miterfinder der Stellenanzeige und Bewerbung per Videobotschaft. Dass dies in Zeiten von Fachkräftemangel gerade bei der begehrten Generation Z hervorragend ankommt, beweist er mit mehreren Beispielen – sogar eine Stelle als Spitalarzt lasse sich so finden.

Den Erfolg verdankt Billeter unter anderem der Zusammenarbeit mit Social-Media-Star Zeki. Womit wir wieder beim Anfang wären – und bei der Grundaussage des Abends: Akzeptiere keine Grenzen, lass alte Muster fallen und wage dich auf neues Terrain.

Zum Schluss des Abends gab es einen Apéro riche – eine hervorragende Möglichkeit, das Networking zu pflegen und der perfekte Ausklang der Veranstaltung.

 

Bild http://Samuel%20Maurer%20Lifetime%20Health%20GmbH

Samuel Maurer

Geschäftsleiter Lifetime health GmbH

«Jeder Franken, den man in die Betriebskultur investiert, kommt dreifach zurück.»

Bild

Alle Unternehmer:innengespräche